Die wichtigsten Standards in der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Der richtige Nachhaltigkeitsstandard bildet die Nachhaltigkeitsleistung nicht nur optimal ab, sondern gibt auch starke Impulse, diese auszubauen.

Folgende Themen werden in diesem Beitrag/Video behandelt:

  • GRI-Standard
  • B Corp
  • Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK)
  • UN Global Compact
  • Gemeinwohl-Bilanz
  • Auswahl des richtigen Nachhaltigkeitsberichtstandards

Kurzvorstellung der wichtigsten Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen

Nachhaltigkeitsberichte sind ein sehr gutes Instrument, um das unternehmerische Engagement in Sachen Nachhaltigkeit nach außen zu tragen. Sie lassen sich aber auch gut dafür nutzen, ein betriebliche Nachhaltigkeitsmanagement auf- & auszubauen. Um so wichtiger ist es, einen Nachhaltigkeitsberichtstandard zu wählen, der nicht nur zum Unternehmen passt, sondern es auch befähigt, sich in Sachen Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Dieser Blogbeitrag gibt Ihnen einen Überblick über die relevantesten Standards in der Nachhaltigkeitsberichterstattung und zeigt deren Vor- & Nachteile auf.

Der GRI-Standard

Der GRI-Standard ist der weltweit bekannteste Standard in der Nachhaltigkeits-berichterstattung. Er wird von der Global Reporting Initiative veröffentlicht und kontinuierlich weiterentwickelt. Die Möglichkeiten der Berichterstattung sind bei diesem Standard sehr umfangreich. Innerhalb drei universeller & 33 themenspezifischer Standards werden die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie & Soziales berichtet.
Wenn sich ein Unternehmen entscheidet, nach dem GRI-Standard zu berichten, muss es sich an die „Prinzipien der Berichterstattung“ halten. Die Art der Berichterstattung ist nicht starr.
Berichtet wird über die unternehmensindividuellen wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen. Geeignet ist dieser Standard für multinationale Großunternehmen aller Branchen.

Der GRI-Standard ist sehr umfassend und international anerkannt. Die kostenlosen Leitfäden zu jedem GRI-Standard helfen nicht nur bei der Berichterstattung, sondern auch beim Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems. Jedoch ist der Aufwand für die Erstellung, gerade des ersten Berichts, sehr groß. Für KMUs und Beginner-Unternehmen birgt dieser Standard die Gefahr einer Überforderung.

Kurzvorstellung Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung: Global Reporting Initiative GRI

B Corp-Zertifizierung

Eine weitere Möglichkeit, das unternehmerische Engagement in Sachen Nachhaltigkeit nach außen zu tragen, ist die Zertifizierung als Benefit Corporation (B Corp). Mit dieser Zertifizierung tritt man dem internationalen Netzwerk der B-Corp Unternehmen bei. Sie vereint das Ziel, eine Balance zwischen Gewinn & positiver gesellschaftlicher Wirkung anzustreben. Zu der Zertifizierung gehört auch die Erstellung und Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts, dem sog. B Impact Report. Berichtet wird dabei über die Themen Unternehmensführung, Mitarbeitende, Gesellschaft, Umwelt und Kunden. Um diese Zertifizierung zu erhalten, muss ein Unternehmen zuerst ein sog. B Impact Assessment absolvieren und den daraus resultierenden Ergebnisbericht (B Impact Report) veröffentlichen. Auch müssen die Firmenstatuten um eine „gesellschaftliche Mission“ erweitert werden. Mit einer „B Corp-Zertifizierung“ kann sich ein Unternehmen „B Corporation“ nennen und auch das B Corp-Label verwenden. Die Zertifizierung zur „Benefit Corporation“ steht allen Unternehmen jeder Größe und jeder Branche offen.

„B Corporations“ sind vorwiegend im anglo-amerikanischen Raum verbreitet. Auch wenn der „B Impact Report“ samt der Punktebewertung sehr übersichtlich ist, kann dieser nicht mit dem Niveau anderer Formate der Nachhaltigkeitsberichterstattung mithalten. Zudem erfolgt die Veröffentlichung des „B Impact Report“ bisher nur in Englisch.

Kurzvorstellung Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung: B Corp

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK)

Der deutsche Nachhaltigkeitskodex wiederrum unterstützt Unternehmen bei der Formulierung einer Nachhaltigkeitsstrategie und will einen niedrigschwelligen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung geben. Er wurde 2010 von dem Rat für Nachhaltige Entwicklung gegründet. Berichtet wird aus den Bereichen Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft. Dabei beschreibt ein Unternehmen seine Nachhaltigkeitsaktivitäten hinsichtlich 20 DNK-Kriterien und hinterlegt diese mit quantitativen Leistungsindikatoren. Später werden die Angaben in die Datenbank des DNK hochgeladen, auf formale Vollständigkeit geprüft und stehen danach öffentlich zur Verfügung. Damit verbunden darf auch das DNK-Siegel verwendet werden. Ergebnis dieses Prozesses ist eine sog. DNK-Erklärung, welche ohne großen Aufwand in einen Nachhaltigkeitsbericht umgewandelt werden kann. Der deutsche Nachhaltigkeitskodex richtet sich speziell an kleine- & mittlere Unternehmen.

Auch wenn der DNK international nicht so verbreitet und anerkannt ist wie z.B. der GRI-Standard, so eignet er sich sehr gut für den Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Er stellt umfangreiche Hilfsmaterialien bereit, auch branchenspezifisch, und die Erstellung der DNK-Erklärung ist komplett kostenlos.

Kurzvorstellung Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung: Deutscher Nachhaltigkeitskodex DNK

Der UN Global Compact

Der UN Global Compact ist ein weltweiter Pakt, der zwischen Unternehmen und den Vereinten Nationen geschlossen wird. Gegründet wurde dieser 1999 mit dem Ziel, die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten. Berichtet wird über Aktivitäten und Fortschritte zu den zehn Prinzipien verantwortungsvoller Unternehmensführung aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umwelt und Korruptionsprävention. Als Unternehmen tritt man dem Netzwerk des UN Global Compact bei und verpflichtet sich damit zu den zehn Prinzipien verantwortungsvoller Unternehmensführung. Dabei muss auch jährlich ein Fortschrittsbericht veröffentlich werden, der Aktivitäten und Fortschritte beschreibt. Der Umfang der Berichterstattung richtet sich nach dem Reifegrad eines Unternehmens. Anwendbar ist der UN Global Compact von Firmen aller Größen und Branchen.

Generell ist der Deutsche Global Compact eine sehr gute Lern- und Dialogplattform für alle Unternehmen. Die geforderte Detailtiefe & Struktur der Fortschrittsberichte ist dagegen nicht so umfangreich, wie bei anderen Nachhaltigkeitsberichtsstandards. Er eignet sich deshalb sehr gut als ergänzendes, jedoch weniger als zentrales Element der Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Kurzvorstellung Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung: UN Global Compact

Die Gemeinwohl-Bilanz

Die Gemeinwohl-Bilanz wurde vor ca. zehn Jahren von der Gemeinwohl-Ökonomie entwickelt. Dabei handelt es sich um eine internationale Bewegung, welche sich dafür stark macht, unser Wirtschaftssystem ethischer auszurichten. Einer der bekanntesten Mitbegründer ist der österreichische Autor Christian Felber. Berichtet wird über 20 Gemeinwohl-Themen aus den Bereichen Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz & Mitentscheidung. Möchte ein Unternehmen eine GWÖ-Bilanz erstellen, muss es Mitglied der Gemeinwohl-Ökonomie werden. Danach erstellt es einen Gemeinwohl-Bericht. Anschließend findet ein Gemeinwohl-Audit durch einen GWÖ-Auditor statt und erst danach kann das berichtende Unternehmen seine Gemeinwohl-Bilanz veröffentlichen. Die Gemeinwohl-Bilanz können Unternehmen jeder Größe und Rechtsform veröffentlichen.

Wie kein anderes Berichtsformat bildet eine Gemeinwohl-Bilanz die tatsächliche Nachhaltigkeitsperformance eines Unternehmens ab. Dies liegt daran, dass die Gemeinwohl-Ökonomie mit einem ausgefeilten Punktesystem arbeitet und die Gemeinwohl-Berichte nicht nur formal, sondern auch inhaltlich geprüft werden. Auch wird über ein sehr umfassendes Themenspektrum berichtet. Die kostenfreien Hilfs- & Unterstützungsangebote sind allerdings ausbaufähig. Auch sollte ein Unternehmen die Wertvorstellungen der Gemeinwohl-Ökonomie teilen, wenn es dieses Berichtsformat wählt.

Kurzvorstellung Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung: Gemeinwohl-Bilanz GWÖ

Den passenden Nachhaltigkeitsstandard für ein Unternehmen finden

Welches Nachhaltigkeitsberichtsformat für welches Unternehmen am besten geeignet ist, lässt sich aus dem Stegreif nicht beantworten. Bei der Wahl des richtigen Nachhaltigkeitsberichtsstandards sollte zuerst das unternehmerische Umfeld analysiert werden. Folgende Fragestellungen können dazu hilfreich sein:

• Gibt es einen Nachhaltigkeitsberichtstandard, der gemeinhin in der Branche verwendet wird?
• Welchen Nachhaltigkeitsberichtstandard empfehlen wichtige Kunden, oder verwendet der Wettbewerb?
• Welche Vorstellungen oder Wünsche haben andere Stakeholder, wie beispielsweise Finanzpartner oder auch die Mitarbeitenden?

Am Ende sollte man bei der Wahl des Nachhaltigkeitsberichtstandards nicht nur ein Format wählen, welches die Nachhaltigkeitsleistung bestmöglich abbildet, sondern auch starke Impulse gibt, diese auszubauen.

Artikel teilen